Großes Kino! Das Disney-Fantasy-Musical Aladdin von Guy Ritchie ist doppelt beeindruckend. Zum einen erfüllt Will Smith als Geist aus der Lampe seinem Befreier Aladdin die ausgefallensten Wünsche – auf Großleinwand. Zum anderen verstärkt die Naturkulisse mit zunehmendem Mond über dem See den Zauber der Nacht. Zwei Filmnächte waren Anfang August angesagt, zum ersten Mal im Strandbad auf der METTNAU statt am Konzertsegel. Nie zuvor hatte ich sie besucht, zu schwer war sonst die Qual der Wahl zwischen den zahlreichen Veranstaltungen in Radolfzell und Umgebung.
Doch jetzt, zu Zeiten von Covid 19, ist alles anders. Reduzierter. Und dadurch oft auch intensiver. Nur kurz hatte ich zuhause gezögert, bevor ich mich nach Austausch mit anderen Stammgästen dazu entschloss, wie jedes Jahr auf der METTNAU wieder sportlich aufzurüsten. Zumal es nach der langen Zeit des Lockdowns von Fitnesscentern und Sportkursen höchste Zeit war, müden Muskeln und regionalen Rundungen zu Leibe zu rücken. Um Sorgen um Job und Gesundheit im See zu versenken und wieder einzutauchen in den vertrauten Rhythmus, den das tägliche Programm aus Pflicht und Kür vorgibt. Den inneren Schweinehund ganz leicht per Gruppendynamik zu bekämpfen, statt ihn im Alleingang die Oberhand gewinnen zu lassen.
Anders – aber immer noch die METTNAU
Ja, es war anders diesmal. Aber es war immer noch die METTNAU. Mit all ihren Herausforderungen, mit ihren zwischenmenschlichen Begegnungen und unverwechselbaren Erlebnissen. Und ganz allmählich schälte sich nach anfänglicher Umstellung auf die Erfordernisse der Zeit auch der viel beschworene METTNAU-Spirit wieder aus der Versenkung heraus.
Gewöhnungsbedürftig: Jetzt in zwei Schichten zu essen, je nach Sportprogramm. Für die einen oft zu früh, für die anderen manchmal zu spät. Für die Mitarbeiter in Küche und Speisesaal bedeutet es auf alle Fälle Mehrarbeit. Respekt, dass trotzdem alle ihre gute Laune behalten! Nur drei Personen im Speisesaal am Sechser-, bzw. zwei am Vierertisch? Kein Problem! Im Gegenteil. So entstehen keine Splitterfraktionen, sondern alle werden in die Unterhaltung einbezogen. Nur am ersten Tag war Corona ein Thema. Danach nahm man am Triumph des begeisterten Golfspielers an Loch neun teil, erfuhr von Piloten und Stewardessen aus erster Hand die Hintergründe der angespannten Situation der Airlines, machte sich schlau über den Einsatz von Bundeswehrsoldaten in Mali und Afghanistan. Einmalige Chancen, dem Faktor „mehr Zeit für generationsübergreifende Gespräche“ geschuldet.
Abstand halten überall und jederzeit sowie Maskenpflicht in den Speisesälen der verschiedenen Kliniken waren vorhersehbar. Unverändert ist nach medizinischem Check die Einteilung in verschiedene Gruppen, mit Dehn-, Konditions- und Wassergymnastik. Ich landete wieder bei der mir bereits bekannten Kultsportlehrerin Fr. B., die vor jedem Training erst einmal eine gründliche Reinigung der Geräte vornimmt. Die erforderliche Desinfektion der Hände am Spender vor den Hallen nimmt zusätzlich die Angst vor Ansteckung.
Die Fässer am Baum
Unterschiedlich stark sind jetzt die Gruppen belegt, auf jeden Fall wird die aktuelle „Verordnung des Kultus- und Sozialministeriums über die Sportausübung“ des Landes Baden-Württemberg eingehalten, was die Teilnehmerzahl betrifft. In meinem Schwimmkurs Gruppe C waren es zeitweise sogar nur sechs Kurgäste. Nachteil: Der Sportlehrer hatte jeden einzelnen im Blick, abtauchen ausgeschlossen. Dass die Einkehr auf den Wanderungen der Gruppen A, B, C oder D flachfiel, war zu verschmerzen. Zwar wurden Ausflugslokale angesteuert, aber nicht im Schwarm belegt. Auch SUP- und Ruderkurse finden nach wie vor statt – dazu ein pralles Nachmittagsprogramm in den Hallen und im Freien. Falls man nicht doch lieber in den Liegestühlen auf der Wiese chillen mag.
Für viele lautete eine der wichtigsten Botschaften: Die Liebesinsel steht nicht unter Wasser, und der Hotspot „Baum“ noch stark wie eine deutsche Eiche. Mitsamt den Wirtsleuten Thomas und Nora und den legendären Fässern, um die man sich vor der beliebten Weinstube auch jetzt gruppieren darf. An vier Abenden in der Woche und am Samstagvormittag. Hier wie auch in anderen Lokalen müssen die Gäste zwar Formulare ausfüllen, doch die Verantwortung für den Abstand trägt jeder selbst. Nicht nur in der baumlosen Zeit sind einige Biergärten rund um das Konzertsegel am See geöffnet. Seit letztem Jahr lockt das Seebad METTNAU (nicht zu verwechseln mit dem Strandbad) Besucher auch abends auf die stylishe Holzterrasse. Insider empfehlen nach wie vor den Tennisclub für ein lauschiges Plätzchen auf der Terrasse, auch wenn die berühmte Disco montagabends wegen gelegentlich hautnaher Kontaktaufnahme vorübergehend ausfallen muss. Stattdessen erfährt man nach Jahren mal Persönliches von Menschen, die man zu kennen glaubte, doch nie wirklich gekannt hat, wie beispielsweise Pächter Nazim, der mit seiner Frau Conny das italienische Restaurant des Clubs führt. Auch das Café am Kurpark (ehemals Café Schmidt) ist nachmittags geöffnet und natürlich das beliebte Strandcafé in bester Lage zum Sonnenunterganggucken.